Microsoft arbeitet an einem neuen universellen App-Konzept. Eine App für alle Geräteklassen von Smartphone bis Smart-TV. Ist das realistisch?
Der neue Start-Screen von Windows 10 Technical Perview 2 im Tablet-Modus wirkt noch eher unfertig und die permanente Taskleiste nicht gerade touch-freundlich.
Vorab ein wichtiger Hinweis. Dieser Beitrag bezieht sich auf die Technical Preview 2 von Windows 10 (Build 9926), eine Preview-Version von Windows 10, die im Jänner 2015 veröffentlicht wurde. Bis zum fertigen Windows 10 kann und wird sich voraussichtlich noch vieles ändern.
Ich habe mir die Pressekonferenz angeschaut und auch mittlerweile die Technical Preview installiert. Mein erster Eindruck: Windows 10 ist eine größere Baustelle als angenommen. Während Windows 8 eigentlich ein duales System von modernen Touch-Apps und klassischem Desktop war, geht Microsoft mit Windows 10 in die Richtung, beide Welten mit Universal Apps zu vereinen. Es geht also nicht nur um ein neues Startmenü sondern um eine noch viel weiter reichende Änderung.
Modern-Apps lassen sich jetzt in einem Fenster verwenden und klassische Apps werden im Tablet-Modus automatisch maximiert. Das Starmenü kehrt auch wieder in einer kleineren Form, die sich aufklappen lässt, zurück.
So weit so gut. Was mir aber auffällt ist, dass sich der Fokus jetzt wieder zurück auf den Desktop verlagert hat, dabei aber erstaunlicherweise der Tablet-Modus vernachlässigt wurde, ein Bereich den Windows 8 eigentlich sehr gut und besser als sein Ruf hinbekommen hat.
Während die Tablet- und Desktop-Welt in Windows 8 nebeneinander koexistierten, muss man bei Windows 10 jetzt manuell (oder semi-automatisch, wenn man eine Tastatur anschließt oder entfernt) zwischen den Modi Desktop und Tablet hin- und herschalten.
Gerade dieser Übergang (pathetisch Continuum genannt) ist aber derzeit alles andere als optimal. So wird jetzt die Windows-Taskleiste auch im Tablet-Modus permanent eingeblendet (mit viel zu vielen und zu kleinen Icons), der Start-Screen hat sich gegenüber Windows 8 verschlechtert, die praktische App-Bar wurde in einigen Apps durch einen für Touch unpraktischeren Hamburger-Button ersetzt, und die Charms-Bar durch das Action-Center ohne Start-Button. Außerdem kann es jetzt im Tablet-Modus vorkommen, dass man, wenn man eine App schließt, statt im Start-Bildschirm in der Desktop-Ansicht landet.
Insgesamt wirkt der bis zur Technical Preview 2 nicht-existente Tablet-Modus noch sehr unrund und man muss hoffen, dass sich bis zum Release noch einiges tun wird und bewährte Touch-Konzepte von Windows 8 und Windows Phone wie die App-Bar nicht über Bord geworfen werden.
Trotzdem muss man festhalten, dass Microsoft mit den neuen Universal Apps am richtigen Weg ist. Das Grundkonzept stimmt. Eine App für alle Geräteklassen vom Smartphone bis zum Xbox-One-Smart-TV ist schon eine verlockende Vorstellung und das könnte auch dazu beitragen, den App-Gap zu Apple und Google zu schließen und Entwickler wieder zu motivieren, für Windows Apps herauszubringen, die dann auf allen Geräten und am Desktop laufen.
Eine App (oder das Start-Menü) bloß zu maximieren oder in einem Fenster darzustellen und sonst nichts am Layout zu ändern wie es derzeit oft der Fall ist, wird aber sicher nicht den erhofften Durchbruch bringen, sondern letztendlich wird eine solche App sowohl für Tastatur/Maus als auch für Tablet-Benutzer suboptimal sein und niemanden zufrieden stellen.
Cortana im Tablet-Modus öffnet ein kleines Popup-Fenster. Eleganter wäre eine eigene Seitenleiste oder eine Vollbild-Ansicht für Tablets.
Dabei ist mir eine interessante Parallele von Universal-Apps zu modernem Web-Design aufgefallen, denn Web-Designer zerbrechen sich schon seit Jahren den Kopf, wie man eine Webseite auf unterschiedlichsten Bildschirmen und Geräten optimal darstellt. Von diesen könnten Microsoft und zukünftige Universal-App-Entwickler viel lernen.
Meine Zukunftsvorstellung von Universal Apps sieht so aus. Eine App mit gleicher Code-Basis mit einem responsiven User-Interface (ähnlich wie responsive Webseiten), das sich je nach Bildschirm, Größe, Eingabeart und Auflösung optimal an den User anpasst. Falls Micosoft das schafft, dann könnte Windows 10 für Desktops und Tablets wieder relevant werden.
Weitere Ressourcen
- The Verge: Windows 10 on small tablets looks like a miniature PC
- Thurrott: Windows 10 Technical Preview 2: The Mini-Tablet Experience
- Video: Windows 10: A New Generation of Windows
02.02.2015 Virtual Net
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